KS-Träger - Berichte
S.H.
Hätte ich in meiner Kindheit negative Erlebnisse gehabt, ich würde mich daran erinnern. Somit lässt sich sagen, dass ich normal aufgewachsen bin, wie ein Bub eben, nur, dass das mit dem Wachstum doch nicht ganz so war, wie es hätte sein sollen. Aber das ist zu jenem Zeitpunkt weder mir noch meinem Umfeld aufgefallen.
Das Klinefelter-Syndrom wurde bei mir eher durch Zufall entdeckt und zwar spät, fast zu spät; mit 33 Jahren. - Wenn sich der Körper 20 Jahre lang nicht Richtung „richtiger Mann" entwickelt, sondern eher weiche Züge aufweist, ist das für die Psyche nicht gerade förderlich. Als Mann ist man zumindest so eitel, dass man(n) optisch auch gerne als Mann aussehen würde bzw. als solcher wahrgenommen werden möchte.
Dank moderner Medizin lässt sich heute frühstmöglich feststellen, ob man KS-Träger ist oder nicht. Wenn nicht, gut so, wenn ja, AUCH !! Für mich ist es unverständlich, dass KS ein Grund für einen Schwangerschaftsabbruch sein könnte.
Unterfunktion Hoden bzw. verminderte Produktion von Testosteron und somit Zeugungsunfähigkeit sind zwar Diagnosen, die man(n) erst verdauen muss, aber im Gegensatz zu mir, haben nun andere die Möglichkeit, bei Beginn der Pupertät korrigierend einzugreifen (allerdings nur was das normale Wachstum anbetrifft).
KS, das ist Zufall oder Schicksal, mit dem man(n) sich auseinander setzen und es zu akzeptieren hat. Zeugungsunfähigkeit ? Da gibt’s heute doch Möglichkeiten!! (für mich persönlich kommt das jedoch nicht in Frage, bin zwar nicht erzkatholisch, doch meine Achtung vor der Schöpfung hat sich etwas gewandelt in den letzten Jahren).
Hey, ich bin normal, gesund, habe einen anständigen Job der mir Freude bereitet und auch sonst läufts in meinem Leben prima. Seit knapp 10 Jahren arbeite ich in der Finanzbuchhaltung einer grösseren Firma, bin Klarinettist und derzeit Präsident im örtlichen Musikverein (www.stadtmusik.com).
Einschränkungen wegen KS habe ich bisher keine erlebt, ausser der Geschichte mit dem Kinder kriegen bzw. dem Kinder zeugen. Alles andere, z.B. Übergewicht, Up & downs, Depressionen, etc. liegen bei mir nicht ursächlich beim KS, das ist (für mich zumindest) eine etwas zu einfache Entschuldigung. Die Gründe lagen/liegen anderweitig begraben. Ich buddle sie jeweils aus und entsorge sie. Das ist manchmal einfacher gesagt als getan, aber daran haben auch andere zu kauen, egal ob mit oder ohne KS.
Somit stellt sich für mich mit KS eigentlich nur die Frage nach dem besten sprich verträglichsten Hormon-Ersatz-Mittel, dem Testosteron (s. Website, Rubrik „Therapie").
M.G.
Als ich beim Militär zur Ausmusterung erscheinen musste, haben sie bei der Routineuntersuchung festgestellt, dass irgendwas mit mir nicht stimmte. Sie sagten mir aber nichts genaues, nur das ich untauglich für das Militär sei und ich solle mich doch beim Hausarzt melden.
Ich ging ein paar Wochen später zum Hausarzt und der hat mich dann an das Unispital nach Zürich angemeldet. Aber noch immer konnte mir niemand sagen was nicht stimmte und je näher der Termin kam umso nervöser wurde ich.
Als ich dann im Unispital war, wurde ich einen ganzen Tag intensiv untersucht. Es wurden Fragen gestellt, Blut entnommen und vieles mehr. Als dann endlich die ganzen Untersuchungen abgeschlossen waren, hatte ich mit einem Arzt ein Gespräch, bei dem er mir mitteilte, dass ich das Klinefelter-Syndrom habe. Des weiteren sagte er mir, dass ich nie eigene Kinder haben könne und wie ich jetzt mit dieser Information klarkomme.
Ich war so perplex und traurig, dass ich gar nicht wusste, wo mir der Kopf stand, zumal ich mit dieser Information nicht allzu viel anfangen konnte.
Was ist ein Klinefelter-Syndrom? Was hat das für Auswirkungen auf mich? Ich hatte Fragen über Fragen, aber niemanden der sie mir beantwortete. Der Arzt im Spital schickte mich nach Hause und wünschte mir alles Gute. Das war's dann!
Ich wusste nur soviel, dass ich eine unheilbare "Krankheit" habe. Aber was das für meine Zukunft heisst, wusste ich natürlich nicht. Auch Informationen über dieses Syndrom konnte ich nirgends finden. Das einzige was man mir sagte war, dass ich ein weibliches Chromosom zuviel habe und die Möglichkeit besteht, dass ich schwul werde. Zu diesem Zeitpunkt war das ein Weltuntergang für mich! Ich war doch erst 19 Jahre alt!
Nun, heute bin ich 40 Jahre alt und auch nur dank dem Vereich KS-CH schlauer als vorher. Schwul bin ich nicht geworden. Ich bin heute verheiratet. Kinder haben wir natürlich nicht. Heute sage ich, das Klinefelter-Syndrom ist keine Krankheit..... es ist eine Laune der Natur.
Viel Hilfe habe ich erst durch meinen jetzigen Hausarzt erhalten, indem er mich jetzt bei einem Endokrinologen angemeldet hat und der veranlasste, dass bei mir die Knochendichte und das freie Testosteron bestimmt wird.
Wer weiss, vielleicht bekomme ich dann Testosteron oder aber ich brauche es wirklich noch nicht, was mich natürlich freuen würde.
Ich hoffe, dass der eine oder andere auch den Mut findet, um hier auf der Homepage seine Erfahrungen auf Papier zu bringen.
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